Trinken bis unmittelbar vor der Operation? Das ist im KlinikumStadtSoest ab sofort nicht nur gestattet, sondern ausdrücklich erwünscht. Denn seit dem 1. September wird hier nach einem neuen „Nüchternheitskonzept“ gearbeitet. Anästhesie-Oberarzt Ivan Razumovich hat das Konzept in die Praxis umgesetzt und dabei auf die Erfahrungen vieler Berliner Kliniken sowie die langjährige Praxis der Kinderanästhesie zurückgegriffen. Unterstützt wurde er bei der Umsetzung von seiner Chefärztin Dr. Kathrin Hasemann.
Farbige Karten mit Hinweisen für Patienten
„Generell dürfen alle Patienten – Kinder wie Erwachsene – bei allen planmäßigen Operationen nun klare Flüssigkeiten bis unmittelbar vor Abruf in den OP trinken“, erklärt Razumovich. Dazu gehören um Beispiel Wasser, Apfelschorle oder anderer verdünnter Saft ohne Fruchtfleisch, Kaffee oder Tee. „Nur für spezielle Patientengruppen, beispielsweise mit gewissen Vorerkrankungen, gibt es individualisierte Zeiten“, ergänzt Razumovich. Damit die Patienten sich ihre Nüchternheits-Zeiten leicht merken können, werden farbig markierte Karten mit Hinweisen in verschiedenen Sprachen an sie verteilt und auch an ihre Betten gehängt. So haben sie ihre Zeiten immer im Blick.
„Oft meinen es unsere Patienten zu gut. Sie essen und trinken dann vorsichtshalber schon ab dem Mittag des Vortags nichts mehr und sind bei der OP entsprechend entkräftet“, schildert Chefärztin Kathrin Hasemann ihre Erfahrungen. „Dass nun fast alle bis zum Abruf in den OP trinken dürfen und dazu auch noch leicht verständliche Hinweiskarten haben, macht es für alle Beteiligten einfacher.“ Gegessen werden dürfe übrigens vor einer OP in der Regel bis Mitternacht, so Hasemann. Es werde zudem darauf geachtet, dass Patienten, die später operiert werden, ein leichtes Frühstück erhalten.
Wassereis im Aufwachraum
Mit dem Abruf des Patienten in den Operationssaal endet das Nüchternheitskonzept aber noch nicht. Auch die Abläufe direkt nach der OP hat das Anästhesie-Team des Klinikums erneuert. Noch im Aufwachraum, direkt nach dem Erwachen aus der Narkose, wird den Patienten etwas zu trinken und, wenn es die Operationsart erlaubt, auch zum Essen angeboten. „Wassereis eignet sich hier hervorragend. Das gibt Energie, ist leicht zu verspeisen, kühlt und schmeckt gut in jedem Alter“, weiß Ivan Razumovich. Natürlich sind verschiedene Geschmacksrichtungen im Angebot. Wer kein Eis mag, kann aber auch einfach ein Glas Wasser oder eine Tasse Kaffee trinken. „Das stillt nicht nur den Durst, sondern erleichtert auch das Aufwachen“, erklärt Dr. Kathrin Hasemann. „Es ist erstaunlich, wie diese einfachen Maßnahmen unsere Patienten nach der Operation rasch wieder fit werden lassen. Zudem wird das Risiko für das Auftreten eines Verwirrtheitszustandes – dem sogenannten Delir – um das zehnfache reduziert“, freut sich die Chefärztin.